Hartmut Richter
Meine Themen

Herman Wirth

 

Die symbolhistorische Methode

Die neue Forschungsmethode

http://www.ur-europa.de/forschung/wirth.php
Bei der Deutung der verschiedensten Symbole - auch auf Felsbildern aus der Steinzeit - durch Herman Wirth, half ihm die volkskundliche Überlieferung, so daß er über seine sammelnde und vergleichende Forschungsarbeit schließlich zu einer eigenen neuen Vorstellung von den Ursprüngen der Geistesurgeschichte, Kultur und Religion gelangte. Um den Unterschied zu den vielen anderen neuen Geschichtsdarstellungen der damaligen Zeit zu verdeutlichen, obwohl er auch vieles von ihnen übernahm, erklärte Herman Wirth selbst: „Da, wo der Weg der Erkenntnismöglichkeit bisheriger Forschungsmethoden endet, setzt nun die neue geistesgeschichtliche Forschungsmethode, die symbolhistorische ein. Sie vermag die schriftgeschichtliche Periode als die gesicherte Grundlage geschichtlicher Erkenntnis entsprechend in ihre Vorstufe, die sinnbild-, symbolgeschichtliche Periode, als urschriftgeschichtliche, zu verlängern. Und zwar bis dahin rückwärts, wo die Symbolik erstmalig als abstrakte, ideographische Linearzeichen in Erscheinung tritt.

Linearzeichen sind Begriffszeichen

Die Symbolik ist ideographisch: ihre Linearzeichen sind Begriffszeichen, erste Urkunden menschlicher Vergeistigung, die zur Erkenntnis der Ursächlichkeit der Dinge gelangt ist, der Idee, die jenseits dieser Erscheinungswelt und in ihr ist. Was vor der ideographischen Stufe liegt, ist die piktographische, als naturalistische Nachbildung der stofflichen und sinnlich wahrnehmbaren Dinge der Erscheinungswelt, der Natur. Der Raum, in dem die Symbolik mit ihren ideographischen Linearzeichen erstmalig in Erscheinung tritt, ist jener subarktische, nordeurasiatische, in dem die Letzteiszeitjäger, die Aurignac-Cromagnonrasse, der homo sapiens diluvialis eurasianus – die Urahnen der europäischen Menschheit verbreitet waren.“ (5)

Wirth hatte ferner „für den subarktischen Symbolkreis den Grundsatz aufgestellt, dass – wenn irgend ein Lebewesen oder ein Ding durch seine Form, seine Erscheinung, seine Eigenschaft gewissermaßen als die Verkörperung eines jener kosmischen Symbole erscheint -, so erhält das betreffende Lebewesen oder Ding eine kultsymbolische Beziehung als mythische Deutung" (d.h. Symbole werden sekundär durch Mythen zu Dingen oder Lebewesen.) (6)

„Aufgang der Menschheit“

Vor dem Erscheinen seines ersten großen, grundlegenden Werkes „Der Aufgang der Menschheit, Untersuchungen zur Geschichte der Religion, der Symbolik und Schrift der altlantisch-nordischen Rasse“ (Jena 1928), verkündet der Verleger Eugen Diederichs: „Das Große an den Forschungsergebnissen von Wirth ist, dass – entgegen den bisherigen Anschauungen der Geschichtswissenschaft – der Anfang der Menschheit nicht mehr im Osten, sondern im Norden zu suchen ist. Wirth weist nach, daß die babylonisch-assyrische wie die sumerische (Kultur) bereits auf noch älterem, hochentwickelten Geistesgut nordischen Ursprungs beruhen. Die symbolischen Kultzeichen, von denen Wirth ausging, haben sich als Reste in Friesland und im Norden erhalten, ebenso in den Höhlenzeichnungen Frankreichs und Spaniens, an der Küste Afrikas und bei den Indianern Nordamerikas. Sie alle sind arktischen Ursprungs, was Wirth durch umfassendes Vergleichsmaterial aus allen Kulturen bestätigt und worauf auch die ältesten Reste im Rigveda und Avesta hinweisen. Wirth ist es auch gelungen, den Schlüssel zu dieser Kult-Symbolik zu finden und einige Sinnzeichen aus der Steinzeit zu entziffern. So verdanken wir Wirth, daß das Wissen um die Menschheit um 12 bis 15.000 Jahre zurückerweitert ist.“ (7)

Quellen:
5) Herman Wirth „Um den Ursinn des Menschseins“, Volkstum-Verlag, Wien (1960) S.13 / 14
6) HW. „Die symbolhistorische Methode“ in Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft, Münster (2/1955) S. 130
7) Eugen Diederichs, Jena (1928)

Symbole und Mythen als ihre Exegese

Vedische Kosmologie

Herman Wirth fand tatsächlich, damals für die Fachwissenschaft schockierend, mit Hilfe seiner symbolhistorischen Methode weltweite Zeugnisse für eine Ur-Geistesgeschichte. Diese erläuterte er an einem Beispiel des kosmischen Eies, das schon von Bachofen ausgiebig herangezogen wurde, wie folgt: „Bachofen kannte die vedische Kosmologie Indiens noch nicht, die bis zur Upanischadzeit noch klar den subarktischen Ursprung dieses sekundären, physioplastischen Symbols aus einer älteren ideoplastischen, ideographischen Urform erkennen läßt. In Chändogya-Upanischad III, 19, 1-3 heißt es von diesem Weltenei:

Diese Welt war zu Anfang nichtseiend; dieses (Nichtseiende) war das Seiende. Dasselbe entstand. Da entwickelte sich ein Ei. Das lag da so lang wie ein Jahr ist. Darauf spaltete es sich: die beiden Eierschalen waren die eine von Silber, die andere von Gold. Die silberne ist die Erde, die goldene der Himmel dort. – Was dabei geboren wurde, das ist die Sonne. (Deussen). Oder – wie es in Rigveda X, 121, 9 und 129, 3 heißt: der Goldene Keim (hiranya-garbha), das Lebenskräftige, das in der Schale eingeschlossen war ... In der orphischen Mysteriensymbolik ... geht auch aus der Urnacht das Weltenei hervor, aus dem der kosmogenische Eros geboren wird.

Altägyptische Überlieferung

Die beiden Schalen des Eis werden ebenfalls zu Himmel und Erde, Uranos und Gaia. Ganz wie nach altägyptischer Überlieferung Ra (Re)‚ in seinem Ei als seiner Lichtwohnung erstrahlt, oder Schöpfer des Eis, das aus dem Chaos hervor ging genannt wird. Das Ei, das da lag wie ein Jahr, das sich spaltete und dessen beide Schalen hell und dunkel waren und zu Himmel und Erde wurden, wobei die Sonne geboren wurde, ist ein typisches Beispiel zu meinem Satz, daß die Mythe die Exegese (bildhafte Erklärung. d.Verf.) des Symbols ist.

Die Überlieferung von Rigveda bis Upanischad hat jenes Jahr-Symbol einer ehemaligen subarktischen Urheimat klar bewahrt. Es ist jenes Diagramm, wie wir es aus den jungsteinzeitlichen und späteren Felsbildern des zirkumpolaren Kulturkreises (Nordeurasien-Nordamerika) kennen: der Gesichtskreis, der in der Senkrechten geteilt ist = Sonne in Winterstillstand (= Süden) – Sonne in Sommerstillstand (= Norden). Das sind die beiden Gänge der Sonne in den beiden Jahreshälften, Jahreszeiten des subarktischen Kreises. (8)

Quellen:8) HW. „Die Symbolhistorische Methode“ in Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft, Münster (2/1955) S. 128-129

Symbole und Urreligion
Teilbarkeit von Zeit und Raum

http://www.ur-europa.de/forschung/wirth/urreligion.php
Das Kreissymbol – z.B. auf den Felszeichnungen im Norden Europas - wurde von Herman Wirth als Sinnzeichen (Linearzeichen) für den Gesichtskreis (Horizont) und für die (ewige) Wiederkehr der Zeit (Sonnenbahn am Tag, im Jahr) und sogar des Lebens entdeckt mit dem Strich (waagerecht oder senkrecht) als Zeichen der Spaltung, d.h. der Teilbarkeit von Zeit und Raum (siehe z.B. den ‚Jahresspalter‘ mit der Axt über einem Kreis mit Strich auf den Felsen in Bohuslän) d.h. aber auch, daß man jetzt anfing, Zeit und Raum zu messen. Später erschienen Kreise auch mit einer kreuzweisen Teilung, aber auch mit sechs ‚Speichen‘. Diese markierten die Sonnenauf- und -untergangspunkte (der nördlichen Hemisphäre!) im Sommer wie im Winter. Und daraus schloß Wirth, daß mit dem frühen Erkennen der Teilbarkeit von Zeit und Raum, auch die allgültige Ordnung in dieser Welt erkannt worden sein müsse. Dies sei der schon steinzeitliche Anfang der Urreligion der Menschheit (In der Exegese später: das Kreuz = Zeichen der göttlichen Ordnung).

Urschrift aus Kalendersymbolik

Herman Wirth fand in seinen Forschungen nach den Uranfängen von Sprache und Schrift überraschende Ergebnisse. Schon im Vorwort zum ersten Band seiner „Heiligen Urschrift der Menschheit“ (Leipzig 1931) schrieb Herman Wirth: „ ... die Geschichtslehre der Schriftsysteme war bislang die formale Wissenschaft von einem nutzzwecklichen Werkzeug, einem Mechanismus zur Übermittlung menschlicher Gedanken ...". Es fehlte dieser Schriftgeschichte aber jede tiefere entwicklungsgeschichtliche Erkenntnis und Begründung in Hinblick auf die zeitlich und räumlich ungleich größere Vorstufe der geschichtlichen Schriftsysteme.

Ursymbolgeschichte

Der hier nun erstmalig unternommene Versuch einer systematischen und methodischen Erschließung dieser urgeschichtlichen Vorstufe bringt als Ergebnis, daß diese Urschriftgeschichte eine Ursymbolgeschichte ist, eine Lehre und Kunde geistig-sinnbildlicher Zeichen und vergeistigter Sinnbilder "... einer Urgeistesgeschichte der Menschheit... Denn es zeigt sich weiter, daß diese Ursinnbilder, diese Urzeichen, als kalendarische Symbolik die Beurkundung einer Weltanschauung, einer Weltallkunde, einer Kosmologie als älteste Geisteswissenschaft darstellen..., die ‚heilige Schrift‘ einer Urreligion.“ (21)

Es folgten in 12 Bänden (einschließlich ‚Bilderatlas‘) unzählbare Beispiele aus vielen Teilen der Erde – vor allem auch aus Nordamerika – als Beweise für die Kalender- oder Jahreszeiten-Zeichen = weltweit vergleichbare Symbole, als Vorstufen zu den verschiedenen ersten Schriften der Menschheit. Diese Ursymbole waren aber nicht nur Ausdruck damaliger naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern auch des – geistigen – Vermögens, diese Erkenntnisse sprachlich und sogar (symbol-) schriftlich Anderen zu vermitteln. Eine ungeheure kulturelle Leistung der arktisch-atlantischen Menschheit - zur (voreiszeitlichen) Altsteinzeit!

Das Wort ward Schrift

Der Spracharchäologe Gert Meier faßt in seinem Buch Und das Wort ward Schrift (Bern 1991) die Ergebnisse Wirths zusammen: „Seine Erkenntnisse lassen den Schluß zu, daß ... auch eine Archäologie der Sinnzeichen möglich ist, mit deren Hilfe sich Herkunft und Entwicklung von menschlichen Vorstellungen entschlüsseln und zumindest erhellen lassen. Die Geschichte der Ideogramme ... beginnt mit den altsteinzeitlichen Petroglyphen (Felsritzungen, d. Verf.).

Ihr frühestes Erscheinen, ihre Verbreitung und Vertiefung, ihre Wechselformen und ihre Veränderungen sind ein getreues Abbild der Entwicklung und Wandlung der menschlichen Vorstellung ... Diese erkannt und beschrieben zu haben ist das verbleibende Verdienst von Herman Wirth.“ (22) Auch Gert Meier betont die enge Verbindung zwischen diesen Symbolen und den Ursprüngen einer Religion der frühen arktisch-atlantischen Menschheit, die sich anschließend über weite Teile der Erde verbreitet hat, verändert wurde, und deren Vorstellungen in den heutigen Weltreligionen noch zum Teil nachweisbar sind.

Quelle:
21) HW „Die heilige Urschrift der Menschheit“ (HU) Koehler und Amelang, Leipzig, (1931) S.1
22) Gert Meier „Und das Wort ward Schrift“ Paul Haupt, Bern (1991), Schlußkapitel



Zur Person
https://de.wikipedia.org/wiki/Herman_Wirth
Herman Wirth (* 6. Mai 1885 in Utrecht; † 16. Februar 1981 in Kusel) war ein überwiegend in Deutschland wirkender niederländischer Geisteswissenschaftler und wichtiger nationalsozialistischer Funktionär und Mitgründer der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahenerbe der SS.

Herman Wirth vertrat die Ansicht, dass in der Jungsteinzeit die germanischen Völker im Zustand des Matriarchats im Einklang mit der Natur lebten. Zu diesem Zustand, der die „Reinrassigkeit“ der Arier voraussetze, gelte es laut Wirth zurückzukehren. Durch die Durchsetzung des patriarchalen Heerkönigs- und Priestertums, und verstärkt mit dem Auftreten des (für Wirth jüdischen und „artfremden“) Christentums, sei dieser paradiesische Urzustand zerstört worden. Der Nationalsozialismus sei ein Versuch gewesen, die „volks- und arteigene, bodenständige Dauerüberlieferung“ wieder hervorzubringen. In seinen Theorien argumentierte Wirth in aller Regel offen rassistisch, antisemitisch und sozialdarwinistisch. So forderte er die Vernichtung von ihm als „lebensunwert“ und „erbrassig minderwertig“ angesehener Menschen.

Im Ahnenerbe verbanden Wirth und Himmler nach Michael Kater „Bewußtmachung und Neuschöpfung vermeintlicher Werte aus der längst vergangenen Welt der germanischen Altvorderen und Nutzbarmachung des so gewonnenen ‚Erbes‘ auf der praktisch-ideologischen Ebene des Nationalsozialismus.“

Wirths historische und ethnographische Thesen werden von der wissenschaftlichen Fachwelt abgelehnt.  Bei der von Wirth für seine Thesen als Beleg herangezogenen, erstmals 1872 veröffentlichten Ura-Linda-Chronik – einer angeblich in altfriesischer Sprache verfassten Chronik – handele es sich nicht um einen uralten Text, sondern um eine zeitgenössische Fälschung.


 

 

 

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